In der Küche kann ich Dinge nur schwer ruhen lassen. Alles, was sich im Topf oder in der Pfanne befindet, möchte ich am liebsten die ganze Zeit bearbeiten, sprich: umrühren, schwenken, wenden, vermengen, probieren usw. Meine Mama klopfte mir daher schon als Kind auf die Finger und sagte: "Ständig musst Du rumrühren. Lass die Soße doch einfach einmal in Ruhe vor sich hinköcheln", oder: "Jetzt lass das Risotto doch endlich einmal ziehen!" Ein paar Minuten riss ich mich dann zusammen und beobachtete das Risotto mit großen Augen beim Ziehen, aber dann hatte ich auch direkt wieder den Kochlöffel in der Hand und das Rühren, Machen und Tun ging weiter.
Auch heute fällt es mir noch schwer, eine Soße in Ruhe reduzieren zu lassen, zu warten, bis ein Kuchen fertig gebacken ist ohne ständig den Backofen zu öffnen, Gemüse zu dünsten, ohne es permanent mit dem Kochlöffel hin und her zu schieben. Und so kam mir letztens der Gedanke, dass es mir in anderen Lebensbereichen häufig ganz genauso geht: Ich bin eher der ungeduldigere Typ, der oft nicht in Ruhe abwarten kann, tue mich meist schwer im einfach mal Geschehenlassen, im Loslassen.
Loslassen können, heißt vertrauen können. Vertrauen, dass sich die Dinge so ergeben, wie sie sollen. Sie einfach sich selbst überlassen. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Wenn man es schafft, die Dinge sich selbst zu überlassen, kann man sich um so viel anderes kümmern, denn man hat zwei Hände frei! Gerade in der Küche ist das unglaublich hilfreich. Wenn man die Soße nämlich vor sich hinköcheln lässt, kann man sich schon einmal um die Beilage oder das Dessert kümmern oder den Tisch decken.
Und so übe ich mich in der Küche nun fleißig im Loslassen und kümmere mich um andere Dinge, wenn der Kuchen im Ofen backt, die Suppe vor sich hin köchelt oder das Kräuteromelette ganz von alleine stockt. Denn das Schöne ist: Unser Verstand funktioniert so, dass wenn man in einem Lebensbereich beginnt ein Verhalten zu verändern, es sich meist auch auf die anderen Bereiche überträgt. Und so habe ich mittlerweile nicht nur in der Küche häufiger zwei Hände frei.
Einkaufsliste für Kräuteromelette mit Ziegenfrischkäse (für ca. 2-4 Portionen): 6 Eier, 20g gemischte frische Kräuter (z.B. Estragon, Petersilie, Kapuzinerkresse, Liebstöckel, Basilikum), 4 EL Milch (auch Soja-, Mandel- oder Dinkelmilch oder auch einfach nur Wasser), Salz und Pfeffer, etwas Butter, 150g Ziegenfrischkäse
Was ist zu tun? Die Kräuter fein hacken. Die Eier mit der Milch, den Kräutern sowie etwas Salz und Pfeffer in ein Schüsselchen geben und mit einer Gabel leicht verquirlen.
Butter in eine beschichtete Pfann geben, bei mittlerer Hitze schmelzen lassen und gleichmäßig verteilen, sodass der gesamte Boden eingefettet ist (ggf anhand eines Pinsels). Ein Viertel der Eiermasse in die Pfanne geben und die Pfanne vorsichtig schwenken, sodass der Boden gleichmäßig mit der Eiermasse bedeckt ist. Und nun: Ganz von alleine stocken lassen (das dauert ca. 1 - 1 1/2 Minuten). Dann vorsichtig wenden und für ca. 10 Sekunden weiter anbraten. Dann Omelette aus der Pfanne nehmen und auf ein Papierküchentuch legen. Das gleiche Prozedere mit der restlichen Eiermasse wiederholen, sodass am Ende vier dünne Omelettes heraus kommen.
Die Omelettes auf Teller geben. Je die Hälfte mit Ziegenfrischkäse bestreichen und umklappen. C'est tout!
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