Sonntag, 14. April 2013

Thailändische Küche: Exotische Saisonalität

Ananas, Kokosnuss, Mango, Durian, Jackfrucht, Papaya, Mangostane - was für uns exotisch klingt, ist für den Thai regional. Dies bedeutet aber keineswegs, dass in der thailändischen Küche das ganze Jahr über Mango & Co. verarbeitet werden. Denn genauso wie hier in Deutschland, haben auch in Thailand zu bestimmten Jahreszeiten bestimmte Früchte Saison.

Als ich während meiner ersten Thailandreise vor zwei Wochen in einem Restaurant, einen auf der Menükarte angegebenen Avocado-Shake bestellen wollte und mich der höfliche Kellner (Thai-Kellner sind immer höflich) darauf hinwies, dass er momentan keine Avocados da hat, war ich noch nicht verwundert. Als mir bei einem zweiten und dritten Versuch, solch einen Shake zu bestellen, genau das Gleiche mitgeteilt worden war, war ich jedoch etwas verwundert und hakte nach. "No season" wurde mir in einem gebrochenen Thai-Englisch mitgeteilt. Diese Aussage verwandelte meine ursprüngliche Enttäuschung umgehend in Begeisterung! Das ich in Thailand auf eine saisonale und somit regionale (wenn Avocados gerade keine Saison haben, wird scheinbar nicht mit Importen aus dem Ausland nachgeholfen) Küche stoßen würde, hätte ich in dieser Form nicht erwartet! Ehrlich gesagt hatte ich angenommen, dass in einem tropischen Land wie Thailand sämtliche Früchte zu sämtlichen Jahreszeiten gedeihen. Nun, das war wohl ein wenig naiv ...

Natürlich hat Thailand durch sein tropisches Klima einen sehr fruchtbaren Boden und bietet Pflanzen, Fürchten und Gemüse optimale Bedingungen zum gedeihen. Dabei haben bestimmte Früchte, wie zum Beispiel die Banane, die Kokosnuss oder die Papaya, tatsächlich das ganze Jahr über Saison. Dies gilt jedoch nicht für alle Obstsorten, denn auch in Thailand gibt es Jahreszeiten und es ist nicht immer und überall gleichzeitig 30°C und sonnig - so überraschend das nun klingen mag! :) Ananas, Mango und Durian haben beispielsweise von März bis Mai/Juni (den thailändischen Sommermonaten) Saison, während die Saison für Avocados leider erst im Mai beginnt, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte. Anstelle des Avocado-Shakes kam ich dafür in den Genuss zahlreicher Mango-Shakes (denen man die Saison förmlich "anschmeckte"!) und einem persönlichen Gericht-Highlight: "Pineapple Fried Rice" meist in einer ganzen Ananas serviert - ein Gaumenschmaus!

Für mich ist die thailändische Küche somit ein wunderbares Beispiel, ja sogar Vorbild für eine saisonale und regionale Küche, an der wir uns sicherlich die ein oder andere Scheibe abschneiden können. Die Küche ist nicht zuletzt so aromatisch weil deren Zutaten dann geerntet und verarbeitet werden, wenn sie tatsächlich reif sind und somit den Höhepunkt ihres Geschmacks erreicht haben. Ein Erdbeerkuchen schmeckt im Januar, wenn die Erdbeeren hierfür um den halben Globus wandern mussten, schließlich auch nicht so intensiv und fruchtig, wie im Mai, wenn wir die Beeren hierfür frisch vom Feld pflücken und direkt verarbeiten. So schmeckt natürlich auch der gebratene Reis mit Ananas hier in Deutschland nicht genauso aromatisch wie in Thailand und auch die 35°C, die wärmende Sonne auf der Haut und das Meeresrauschen fehlen beim Verzehr ... Dennoch, das Rezept möchte ich an dieser Stelle nicht vorenthalten und damit die exotische Saisonalität der thailändischen Küche würdigen.

Einkaufsliste: 125g Parboiled- bzw. Langkornreis vom Vortag (damit er nicht mehr nicht mehr so feucht ist; ich mag z.B. den Parboiled Reis im Kochbeutel von Davert gerne), 1/4-1/2 Ananas (je nach Größe), 100g TK-Erbsen, 50g Karotte (geraspelt), 1 Ei, 2 EL Cranberries, 50g Cashewnüsse,1 Schalotte, 2 Knoblauchzehen, 1 daumengroßes Stück Ingwer, 1/4 TL Chiliflocken (getrocknet),  Sojasauce, 2 TL Currypulver, 1/4 TL Kurkuma, 1/4 TL Rohrohrzucker, 2 TL Limettensaft, Sonnenblümenöl

Was ist zu tun? Zur Vorbereitung, dem Reis 1 EL Sonnenblumenöl hinzufügen und ihn sorgsam damit vermengen. Die Schale und den Stunk der Ananas entfernen, dann in kleine Stücke schneiden. Die Karotte raspeln. Schalotte, Ingwer und Knoblauch fein würfeln. 3 EL Sojasauce mit Currypulver, Kurkuma und Zucker in einer Tasse vermischen.

Die Cashewnüsse in einem Wok oder einer großen Pfanne ohne Fett goldbraun rösten und dann beiseite stellen. Das Ei mit etwas Fett und etwas Sojasauce ebenfalls in den Wok geben und durch ständigen rühren wie ein Rührei zubereiten und beiseite stellen. Dann 2 EL Öl im Wok erhitzen und die Zwiebeln darin glasig dünsten. Knoblauch, Ingwer und Chili dazu geben und ca. 1 Minute mit dünsten. Karottenraspeln und Erbsen ebenfalls dazu geben und ca. 2 Minuten mit dünsten.

Im nächsten Schritt, den Reis, die Ananasstücke, die Cashewnüsse, das Ei und die Cranberries in den Wok geben und alles vermengen. Die Sojasauce-Currypulver-Mischung darüber geben und sorgsam unterrühren. Den Reis auf mittlerer bis hoher Hitze für ca. 5 bis 7 Minuten unter regelmäßigem Rühren braten (die Reiskörner sollten dabei durch die Hitze im Wok leicht "hüpfen"). Kurz bevor der Wok vom Herd genommen wird, die Herdplatte auf das Maximum erhitzen, damit sich alle Aromen nochmal richtig entfalten können. Den Reis dabei ständig rühren. Den Wok vom Herd nehmen.

Den Reis mit Limettensaft und ggf. zusätzlicher Sojasauce abschmecken.

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